PAN II
PAN verleiht Flügel in den Himmel – aber auch Wurzeln in die Erde. So haben wir ihn, den inzwischen weitgehend vergessenen und zu Stein gewordenen Hirtengott aus dem paradiesischen Arkadien, wieder zu erwecken und zu uns zu bringen ins Erdenleben, damit die unter uns, die sich entwurzelt fühlen, zurückfinden mögen zu Standfestigkeit und Selbstvertrauen. – Die altgriechische Silbe pan ist eine Liaison mit vielen Worten eingegangen, ohne daß die meisten von uns sich über den Sinngehalt dieser Verbindungen Gedanken machen. Man denke nur an pantheon – den „allen Göttern geweihten Kultbau“ und den damit verbundenen pantheismus, dem der Gedanke zugrunde liegt, daß das Göttliche in allen Manifestationen verborgen ist. Im Panorama genießen wir einen „Gesamtanblick“. Im Panopticum haben wir eine „Sammlung von Sehenswürdigkeiten“ vor uns, im Pantomimen einen „Nachahmer aller nur möglichen Physiognomien und Gebärden“. Im Wort Panik offenbart sich unser Unvermögen, bestimmte Angebote der Wirklichkeit bewußt und spontan ( „aus freiem Willen“) verarbeiten zu können, sodaß wir womöglich dabei unsere Macht abgeben und in eine „Ohn-Macht“ entfliehen. Bis hin zu Heraklits berühmter Erkenntnis des panta rhei – daß nämlich alle Erscheinungen „im Fluß“ sind, und die einzig wirkliche und wirkende Konstante im Kosmos in der Veränderung besteht, lassen sich unzählige weitere Verbindungen mit der Silbe pan herstellen.