Décollagen
Legt man dem Wort Collage die griechische Urbedeutung zugrunde, so handelt es sich hierbei um ein Machwerk aus Leim und diversen anderen Materialien (griech. Colla – „Leim“ und gennan – „hervorbringen, erzeugen, erschaffen“). Künstler diverser Couleur (vor allem aus dem Gründerkreis des französischen Nouveau Réalisme) benutzten zur Anfertigung ihrer Collagen nicht nur Papiere unterschiedlicher Stärkegrade und Einfärbung sondern vor allem Fetzen von bereits an- oder abgerissenen Plakaten. – Unter einer Décollage versteht man das Gegenteil: Das stehen gebliebene – durch „Abkratzen vom Leim genommene“ Fragment selbst wird zum Kunstwerk erhoben. Daß dabei von Plakateuren unachtsam vorgegangen wird, versteht sich von selbst. Weniger selbstverständlich ist, daß bei diesem Vorgang oft unbeabsichtigt eine völlig neue Ästhetik des Unvollkommenen entsteht, woran das künstlerische Auge seit Beginn des 20. Jahrhunderts sich erst allmählich zu schulen begann. Längst hat sich auch hierfür ein Bewusstsein entwickelt, sodaß bei der für 23. Mai 2012 angesagten Auktion aus dem künstlerischen Nachlaß von Gunter Sachs bei Sotheby’s, eine auf Leinwand aufgezogene Décollage eines Filmplakats von Mimmo Rotella (zum Film Cleopatra mit Liz Taylor) bereits mit einem Schätzpreis von 30.000 - 40.000 Pfund ins Rennen ging (The Gunter Sachs Collection , Day Auction, London, 23. May 2012, S. 63).